Untergetauchter Herforder in Venezuela festgenommen
1995 soll er Sprengstoffanschlag in Berlin vorbereitet haben
Herford/Merida (nw). Fast 20 Jahre hat er sich vor den Fahndern des Bundeskriminalamtes versteckt. Jetzt wurde der mutmaßliche Links-terrorist Bernhard Heidbreder in Venezuela festgenommen. Der 53-Jährige stammt aus Herford und soll mit zwei Komplizen 1995 versucht haben, ein leerstehendes Abschiebegefängnis in Berlin zu sprengen. Die Generalbundesanwaltschaft bestätigte die Festnahme gegenüber dieser Zeitung.
Die Handschellen klickten im Hotel Venetur im Touristenort Merida im Westen Venezuelas. Laut dem Onlineportal Actualidad y Gente hatte die dortige deutsche Botschaft einen Hinweis zum Aufenthaltsort des Mannes an Interpol in Caracas gegeben. Heidbreder soll mehrere Jahre in Kolumbien gelebt haben. Er nannte sich demnach John Jairo Londoo Smith und gab sich als Kolumbianer aus.
Die deutschen Behörden stellen jetzt ein Auslieferungsersuchen an den Staat Venezuela, wie ein Sprecher der Generalbundesanwaltschaft erklärte. Man habe schon sehr lange intensiv nach dem 53-Jährigen gefahndet.
Mittäter weiterhin auf der Flucht
Heidbreder werden die Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung, die Vorbereitung eines Explosionsverbrechens und die Verabredung zur Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion vorgeworfen. Seine mutmaßlichen Mittäter Peter Wendelin Krauth und Thomas Robert Walter sind weiterhin auf der Flucht
Sympathisanten des Linksterroristen äußerten sich im Internet zu der Festnahme. Auf der Seite 18maerz.de heißt es: „Unser Genosse Bernhard ist in Venezuela festgenommen worden . . . Wir haben viele Jahre die Straßen und Versammlungen und manchmal auch den Tisch mit Bernhard geteilt . . . Freiheit für Bernhard! Die Abschiebung in die BRD muss verhindert werden.“
Das Trio, so die Ermittlungsergebnisse des BKA, wollte in der Nacht vom 10. auf den 11. April 1995 das Abschiebegefängnis in Berlin-Grünau mit 120 Kilogramm Sprengstoff in die Luft sprengen. Das Gefängnis war leer, weil es umgebaut wurde. Den Sprengstoff hatten die Männer selbst hergestellt und in Gasflaschen abgefüllt. Die Bomben waren mit Zeitzündern versehen. Politisch begründet wurde die Tat mit dem militanten Vorgehen der Türkei gegen die Kurden.
Weitere Tat in Grünau vorgeworfen
Der Plan ging schief: Als das Trio die Sprengsätze in einen Transporter umlud, fuhr ein Streifenwagen vorbei. Die Männer flüchteten. Neben dem Kleinbus mit den Sprengsätzen ließ das Trio auch einen Pkw zurück.
Die Männer wollten den Anschlag unter dem Namen „DAS K.O.M.I.T.E.E.“ verüben. Am Umladeort fanden die Beamten auch Flugblätter, die auf die „Knastsprengung“ hinweisen sollten. Das Trio hatte auch einen Warnhinweis an den Sprengsätzen angebracht.
Neben der Tat in Grünau wird den Männern unter anderem ein Brandanschlag auf ein Bundeswehrgebäude in Bad Freienwalde (Märkisch-Oderland) zur Last gelegt. Nach dem misslungenen Anschlag tauchten die Männer unter.
Gruppe bekennt sich dezidiert zum Anschlag
Auf 18maerz.de ist eine vermeintliche Erklärung des K.O.M.I.T.E.E. zu den Taten zu finden. Darin bekennt sich die Gruppe dezidiert zum Anschlag auf das Bundeswehrgebäude und erläutert den misslungenen Plan für Grünau.
Bernhard Heidbreder wuchs im Kreis Herford auf, wollte Polizist werden, schied aber noch während seiner Ausbildung in Köln aus dem Polizeidienst aus und kellnerte. Er studierte in Berlin ein paar Semester Psychologie. Dort fand er nach Angaben der Ermittler Kontakt zu linksextremistischen Kreisen.
Das BKA nennt im Fahndungsprofil unter Fähigkeiten „Asiatische Kampfsportarten, Ausbildung an Schusswaffen sowie Kenntnisse polizeilicher Abläufe und Taktiken“.
Wann über das deutsche Auslieferungsersuchen an den Staat Venezuela entschieden wird, ist offen.
Zur Person
Bernhard Heidbreder wurde 1960 in Herford geboren und stammt aus einer Handwerkerfamilie. Nach dem Abitur trat er in den Dienst der Schutzpolizei des Landes Nordrhein-Westfalen ein, wo er zuletzt in Köln eingesetzt war. Aus gesundheitlichen Gründen musste Heidbreder aus dem Dienst ausscheiden und verdiente seinen weiteren Lebensunterhalt durch Kellnertätigkeiten.
Mitte der achtziger Jahre verlegte er seinen Lebensmittelpunkt nach Berlin, wo er einige Semester Psychologie studierte. In Berlin nahm er laut BKA an gewalttätigen Demonstrationen teil und knüpfte so Kontakte zu linksextremistischen Kreisen, wo er trotz seines ehemaligen Berufes (Polizeibeamter) akzeptiert wurde. Heidbreder lebte unter verschiedenen Adressen in Berlin Kreuzberg.